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Editorial "Denken nach dem Kapitalismus mit André Gorz"

lundi 16 novembre 2009, par EcoRev’

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Vor zwei Jahren, kurz bevor unser geistiger Vater André Gorz und seine Frau uns verließen, hat er uns seinen letzten Text [1] geschickt.
EcoRev’s aktuelle Ausgabe würdigt diesen großen Denker und Vater der politischen Ökologie. Es ist eine besondere Ausgabe auch in dem Sinne, dass es zehn Jahre nach der Originalausgabe mit dem Fokus Den Kapitalismus überleben" erscheint. Dennoch will diese Würdigung die Gorz’sche Philosophie nicht als sakrosankt betrachten. Vielmehr zielt unsere Reflexion im aktuellen
Kontext globaler, systemischer Krise auf die Erforschung und Weiterentwicklung der Prämisse seines letzten Werks - dass wir bereits begonnen haben, den Kapitalismus hinter uns zu lassen.
Diese Ausgabe unterstreicht wie viele von Gorz’ Einsichten aktueller denn je sind und dazu in der Lage sind, Beiträge zum Aufbau einer
politischen Ökologie zu leisten, was zweifellos eine komplexe Aufgabe aber nichtsdestotrotz notwendig als eine Alternative zum Kapitalismus
ist.

Kapitalismus im einundzwanzigsten Jahrhundert ist gefangen zwischen Umweltverschmutzung und dem Fakt, dass Rohstoffe zur Neige gehen -
beides direkte Konsequenzen seiner Produktionsweise. Diese Phänomene werden verstärkt durch die fundamentalen Pinzipien des Kapitalismus :
sein Funktionieren zielt fast ausschließlich auf Profit.
Zugleich werden über Produktivitätssteigerung, Robotisierung und Automatisierung Arbeitsplätze zerstört. Darüberhinaus verstärkt die digitale Ära das Problem durch die Errichtung einer Wissensökonomie mit der Konsequenz von Stress und Unwohlsein am Arbeitsplatz, weit entfernt von dem, was André Gorz als eine intelligente Gesellschaft definiert hat. Dazu kommt ein Konsumismus, der alle Bereiche des Lebens dem Markt unterwirft. Nord oder Süd, ist die Arbeiterklasse natürlich das erste Opfer dieses Konsumismus. Nichtsdestotrotz werden in der Arbeiterklasse die sozialen Innovationen entwickelt, die als Brutkasten post-produktivistischer Praktiken dienen.

Deswegen ist die aktuelle Situation weder unvermeidlich noch fatal. Es gibt Lösungen, um den Kapitalismus in einer zivilisierten Weise hinter
uns zu lassen - ansonsten wird sich eventuell die grausame Lösung eines Krieges durchsetzen.
Die zivilisierten Lösungen können im Rahmen eines neuen Paradigmas gefunden worden. Diese sind verbunden mit einer Einführung einer freiwilligen Politik zum Umgang mit den Folgen der Treibhausgasemission, durch drastische Entscheidungen, die demokratisch gefunden werden.
Diese Lösungen würden die Anerkennung einer Produktionsweise ähnlich zu der von Free-Software verstärken und somit zu einer weiten
Verbreitung in allen Bereichen der Produktion führen. Der Begriff des geistigen Eigentums würde in Frage gestellt, erfordern es Grundlagen-
genauso wie angewandte Wissenschaften, dass alle Akteure in der Wissenschaft eigenständige Stakeholder sind und ihre Werkzeuge ihnen
auch gehören. Ferner bedürfen sie der Verbreitung von Werkzeugen und Wissen um komplexe Themen verstehen zu können.
Diese Lösungen sind ebenso gegründet auf lokaler Produktion, die sowohl landwirtschaftliche als auch industrielle Aktivität verschiebt. Diese würde profitieren vom Entstehen von Peer-Production - z.B. durch die Nutzung von 3D-Druckern.

Diese gesamte Architektur würde vervollständigt und erhalten durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, wodurch eine neue Art Arbeit zu organisieren und eine neue Produktionsweise ermöglicht würde, die neue Gewohnheiten berücksichtigen würde.

"Ich sagen nicht, dass diese radikalen Transformationen passieren werden. Ich sage lediglich, dass wir uns erstmals wollen önnen, dass sie Wirklichkeit werden. Die Mittel um diese Ziele zu erreichen existieren und auch die Menschen, die sie zielstrebig anstreben." André Gorz (2007).

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Traduction : Stefan Merten


[1André Gorz, "Le travail dans la sortie du capitalisme" alias "La sortie du capitalisme à déjà commencé", in EcoRev’, 28, novembre 2007, p. 9-15